Ein Festival braucht den passenden Rahmen. Das betrifft natürlich das Rahmenprogramm wie auch das Rahmenprogramm. Letzteres, oder eben ersteres – jenachdem wie man es lesen will – betrifft Parties, Konzerte und so fort. Ersteres (oder letzteres) hingegen bezieht sich auf die Filme, die ein Festival einrahmen. Da haben wir beispielsweise den Eröffnungsfilm. Er soll euch sanft einführen, sich steigern und dann auf die Kacke hauen. Euch auf Betriebstemperatur bringen ist die Aufgabe. Der Abschlussfilm hingegen soll euch für ganze Jahr warm halten, euch belohnen und das Reiskorn in eurem Weißbier sein. Auf das es ewig sprudele. Was aber hat es mit der Sonntagsvorstellung auf sich? Nun ja… lest.
Zu viel zu lesen? Hier ist die Einschätzung unseres Medienpartners Deep Red Radio. Lauscht!
IT FOLLOWS, Alexandre Aja’s MANIAK, WE ARE STILL HERE oder SUMMER OF 84. Das Festival haben schon viele große Filme eröffnet. Andere sind groß aber wurden noch nicht komplett entdeckt. Unser diesjähriger Opener ist ein Treffer ins Schwarze und „entdecken“ ist ein Verb, das in vielerlei Hinsicht zu UNEARTH passt. Denn entdeckt wird in diesem wunderbaren und äußerst fiesen Öko-Horrorfilm etwas, das durch Fracking aus den Tiefen des Untergrundes hochgepumpt wird. Es zersetzt das Individuum und die Gesellschaft gleichermaßen. Was gemächlich beginnt, intensiviert sich mit zunehmender Spieldauer durch ein herausragendes Sounddesign, äußerst bedrohliche Fotografien und tollem Schauspiel. UNEARTH pendelt zwischen Bodyhorror und BODYSNATCHERS und präsentiert ungemütliche Subtexe, die ihn ganz klar zur Entdeckung dieses Jahres machen. Was für ein Auftakt zum Festival im Corona-Jahr!
Am Abschlussabend sollen die Korken knallen. Gute Laune steht auf dem Plan und die hatten wir immer, auch wenn es dem ein oder anderen Gast zuviel gewesen sein mag. Wir sind ja nicht auf einem Kindergeburtstag. Das könnte sich dieses Jahr ändern, wenn ein Äonen verbannter Alien-Warlord endlich befreit wird. Aber nur halb, denn zwei irdische Kinder halten ein Artefakt in Händen, an das der Fiesling gebunden ist. Das und der bescheuerte Spitzname PSYCHO GOREMAN sind nicht gerade hilfreich, wenn eine Horde Abgesandter aus aller Herren Galaxien antanzen, um dem Warlord ans Bein zu pinkeln. PSYCHO GOREMAN ist infantiles Abgemurkse in seiner schönsten Form. Die Zeichen stehen auf Blut, Bier und Spaß. Exakt das, was wir in diesem Jahr brauchen!
Und was war das jetzt mit Sonntag-Nachmittag? Stammgäste wissen es und auch sonst hat es sich zunehmend rumgesprochen, aber lasst uns trotzdem kurz ein Ratespielchen machen. Wir zählen mal auf: SAVING SALLY, DAVE MADE A MAZE und ACHOURA. Klingelts? Jap. Das sind die drei Publikumslieblinge aus den letzten Jahren und die liefen allesamt, genau, an eben jenem ominösen Sonntag-Nachmittags-Slot. Here we go: Wir präsentieren stolz Adam Rehmeiers DINNER IN AMERICA. Der Sundance-Hit ist ein Film, als hätten Wes Anderson und GG Allin sich zusammengetan, um nach einer erneuten Juno-Sichtung ein zugedröhntes Punkrock-Coming-of-Age-Feuerwerk vom Stapel gelassen. Dieser Film ist kurzweilig, hochenergetisch und sowas von bescheuert, dass es eine wahre Freude ist. Fuck me! Das ist genau unser „Geschmack“!
Mit diesen drei Filmen im Gepräck steigt die Vorfreude nocheinmal gewaltig an. Einziger Wermutstropfen: PSYCHO GOREMAN ist als Abschlussfilm nur dem Kino-Publikum vorbehalten. Alle anderen bisher angekündigten Filme, werden auch als Stream zu sehen sein. Bald erfahrt ihr dazu mehr. Aber wenn ihr jetzt schon hippelig seid, dann versprechen wir euch mit dem nächsten Block pure Extase!