„Your name is daughter“ sagt ein Mann mittleren Alters zu einer jungen Frau, die gefesselt an einem ihr unbekannten Ort zu Bewusstsein kommt. Ihr werde nichts passieren, versichert er. Sie müsse nur ein paar Regeln befolgen. Die wichtigste: Familie spielen. Der Entführer scheint kein Sadist zu sein, sondern lediglich ein liebevoller Vater. Er wolle nur, dass sein Sohn wohl behütet aufwächst. Doch schnell wird klar: In dem abgekapselten Mikrokosmos gilt nur ein Gesetz. Das Wort des Vaters! Immer.
Wir haben es zuhauf gesehen: Ein Entführungsdrama kippt in einen Rachethriller. Corey Deshons Film folgt eben nicht diesem klassischen Motiv; und doch spielt er mit allem, was wir kennen. Von einer sagenhaften Kameraführung gestützt, verwebt dieses Debüt Bekanntes mit Unbekanntem – virtuos und selbstbewusst. Am Ende findet man sich wieder in einer fiesen Genrewelt, die mit Leichtigkeit zwischen Lanthimos DOGTOOTH und Lynchs CHAINED tänzelt und es dabei nicht verpasst, bittere Wahrheiten zu thematisieren.