Filme aus Malaysia laufen hierzulande deutlich unter dem Radar. Die Zeiten, als das asiatische Kino die hiesigen Leinwände bereicherte, liegen gefühlt ewig zurück. Und auch damals waren es eher Produktionen aus Japan oder Südkorea, die den deutschen Markt erreichten. Es waren Regisseure wie Takeshi Kitano, Kim Ki-duk, Takashi Miike, Hideo Nakata oder Park Chan-wook. Namen, die wir auf den Plakaten lasen zu Filmen wie RINGU, OLDBOY oder ŌDISHON. Es waren filmische Grenzerfahrungen, die unsere Sehgewohnheiten sprengten.
Zuletzt vermochte man eine Trendwende zu erkennen. Die steigende Popularität von Animes und Genre-Hypes wie THE SADNESS oder PROJECT WOLF HUNTING rücken das asiatische Kino erneut in den Fokus. Aber was ist mit Malaysia? Nun, werfen wir mal einen Blick darauf! Genauer: Auf die Arbeiten von Dain Iskandar Said.
Dain Said ist Regisseur, Produzent und Drehbuchautor aus Kuala Lumpur. Er wuchs in London auf und studierte an der University of Westminster Film und Fotografie. Anfang der 1990er Jahre kehrte er nach Malaysia zurück und machte sich dort einen Namen mit Werbefilmen und Fernsehproduktionen, bevor er sich an seinen ersten Langfilm wagte. Sein Regie-Debüt DUKUN stand jedoch unter keinem guten Stern. Es bezog sich auf die Sängerin und Mörderin Mona Fandey und wurde aufgrund einer hitzigen Debatte um den Fall landesweit verboten. DUKUN gilt noch heute als einer der kontroversesten Filme Malaysias. Mit seinem zweiten Film BUNOHAN lief es deutlich besser. Der Film war im Veröffentlichungsjahr ein Box-Office-Hit, wurde zu A-Festivals geladen und sogar für die Academy Awards eingereicht. Auch der 2016 erschienene Serienkiller-Film INTERCHANGE wurde auf internationalen Festivals gefeiert, erreichte Deutschland allerdings nie. Mit BLOOD FLOWER, seinem neuesten und aktuellen Film, zeigt sich Dain Said erneut in Hochform. Damals wie heute zelebriert er mutig und konsequent grenzenloses Genrekino!
Dain Saids filmischer Entwicklung nachzuspüren, ist eine spannende und abwechslungsreiche Erfahrung. Kein Film gleicht dem anderen. Von melancholischen Kickboxern bis hin zu bizarrem Bodyhorror, von Serienkillern bis zum Exorzismus-Wahnsinn ist alles geboten. Auf ein bestimmtes Genre lässt er sich daher kaum reduzieren. Dennoch sind durchaus autorenhafte Motive zu finden. Als Inspiration seiner Arbeiten nennt Dain Said gerne Filmemacher wie Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders und Werner Herzog. Ihre Motive und Muster sind es, die er in seinen Filmen variiert. So entstehen Arbeiten, die geprägt sind von den Themen Kultur, Spiritualität, Tradition… und vom Bruch mit denselben. Aber auch das Spiel mit fantastischen Elementen ist allgegenwärtig. Selbst in seinen leisesten und bedächtigsten Filmen, spielen mysteriöse Vorkommnisse eine tragende Rolle.
Wir sind stolz und gespannt darauf, das filmische Schaffen von Dain Said bei uns präsentieren zu dürfen. Gemeinsam werden wir seine Filme sehen, verstehen und feiern. Gemeinsam, das heißt wir, ihr… und Dain Said, der zusammen mit seiner Produzentin Nandita Solomon aus Kuala Lumpur anreisen wird.
DIE FILME BEIM DIESJÄHRIGEN FILMFEST
BUNOHAN
Sonntag 9. April 2023 | 15:15 Uhr
Die Sehgewohnheiten erweiternder Gerne-Clash voller Poesie und Symbolik. So malerisch wie pessimistisch, so fesselnd wie sperrig. Ein fulminanter Einstieg in das filmische Schaffen von Dain Said.
Malaysia 2011 | 97 Minuten
INTERCHANGE
Freitag, 7. April 2023 | 17:30 Uhr
Ein atmosphärisch fesselnder Serienkillerfilm. Gespickt mit Motiven des Film Noir und einer Extraportion Folk-Horror ist dieser Film eine außergewöhnliche Seherfahrung. Anschnallen, es wird vogelwild!
Malaysia 2016 | 102 Minuten
BL0OD FLOWER
Donnerstag, 6. April 2023 | 22:15 Uhr
Dieser Film ist nichts für Zartbesaitete! BLOOD FLOWER ist kompromisslose, bildgewaltige Over-the-Top-Exorzismus-Action. Ein Fest für alle, die es ein bisschen gröber und satanischer mögen.
Malaysia 2022 | 102 Minuten
Für diesen speziellen Programmpunkt haben wir einen neuen Förderer an unserer Seite: Erstmals greift uns auch eine bundesweite Institution unter die Arme. Wir freuen uns wie Besessene, dass das „Directors Spotlight“ mit Mitteln für Filmfestivalförderung de+ des Goethe-Instituts in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland gefördert wird.